Über die Ruta 40 in Argentinien wurden bereits viele Bücher und Reiseberichte geschrieben; dies zeigt wie beliebt die mit 5224 km längste Nationalstrasse Argentiniens ist. Sie beginnt an der südlichen Atlantikküste, Punta Loyola und endet nördlich an der bolivianischen Grenze in La Quiaca.
Eine Bewältigung der gesamten Strecke, die durch verschiedene Klimazonen und Landschaften führt, ist auch heute noch eine Herausforderung, denn die Asphaltierung der Gesamtstrecke ist bei Weitem nicht abgeschlossen. Die Ruta 40 war einst die Verbindungsroute der wenigen Orte in der strategisch wichtigen Grenzregion zu Chile.
Doch warum ist die Ruta 40 im Tourismussektor so reizvoll? Wir wollen es herausfinden, aber für uns steht auch fest, dass wir nicht unbedingt jedes Teilstück fahren möchten.
So beginnt unser nördlichster Punkt der Ruta 40 in Cachi. Cachi liegt im Valles Calchaquíes auf einer Höhe von 2280 Metern, 150km von Salta entfernt und 165km von dem Weinort Cafayate entfernt.
In Salta, mit den schönen Kirchen und der Architektur aus der Kolonialzeit, entscheiden wir uns für einen dreitägigen Sprachkurs bei Graciela, um den fehlenden Treibstoff zu überbrücken. Wir geniessen Salta und den interessanten und lehrreichen Unterricht bei Graciela, die uns neben spanischer Grammatik und Konversation, viel über die Region Salta, die Kultur, die Künstler zu berichten hat.
Doch nach 4 Tagen Stadtleben zieht es uns wieder in die Natur, und wir fahren über eine gute Schotterstrasse und dem NP Cordones nach Cachi. Der Name Chachi bedeutet „Stille / Einsamkeit“. Schon vor der Eroberung der Spanier liessen sich hier die Nevados nieder und liessen mit dem Bergwasser und ihren Terrassenkulturen eine grosse Landwirtschaft entstehen. Heute leben die Menschen mehr vom Tourismus, da der Wassermangel die Landwirtschaft sichtlich zurück gehen lässt. Wir fahren immer wieder durch völlig ausgetrocknete Flussbete. Doch der Tourismus blüht und das zu Recht, denn die Einwohner geben sich unheimlich Mühe, und so gibt es etliche typische argentinische Restaurants, kleine Geschäfte mit Gewürzen, fermentierten Gemüsen, speziellen Nüssen. Wir erfahren von den Einheimischen viel über die Kräuter der Region, was mir einheitlich viel bedeutet. Am Abend geniessen wir ein tolles Essen im Dorf mit einem fantastischen Rotwein – danke an Fränzi und Peter für die Einladung J
Die Teilstrecke nach Cafayate sieht leider anders aus, wir müssen eine sehr schlechte Schotterstrasse mit sandblechartigen Rillen überwinden. Wir fahren langsam, um Ronja zu schonen, es ist anstrengend, heiss und staubig und ganz ehrlich sind wir von der Natur hier ein wenig enttäuscht und würden das nächste Mal auf die asphaltierte Ruta 68 via der Quebrada de las Conchas wechseln.
Müde kommen wir in Cafayate an, finden einen tollen Campingplatz und werden in den nächsten beiden Tagen von der Umgebung Cafayates entschädigt.
Cafayate ist geprägt vom Weinbau; so hat Cafayate ein wirklich tolles Museum über den Weinanbau, die Entstehung, die Kultivierung; es gibt unzählige Möglichkeiten, den extrem fein schmeckenden Wein zu probieren. Der Weine von Cafayate sind weltweit berühmt, da die Weinreben bis auf die Höhe von 3000 Metern angebaut werden.
Unter der Rubrik „Wissen“ hat Rico einen interessanten Bericht über den Wein von Cafayate geschrieben. Rico und ich sind eigentlich mehrheitlich Rotweingeniesser, doch der süsse Weisswein aus Cafayate toppt wirklich alles J und so geniessen wir abends Empanadas, Humitas, Tamales und natürlich den ausgesprochen guten Wein aus dieser Gegend.
Nicht weit von Cafayate, auf der Ruta 68 befindet sich die Schlucht Quebrada de las Conchas; übersetzt: die Schlucht der Muscheln. Es wird uns empfohlen, diese im Abendlicht zu besichtigen. Und was sich hier vor unseren Augen auftut, lässt uns einmal mehr einfach nur staunen. Die riesigen Felsformationen entstanden durch Erosion der kreidezeitlichen Ablagerung – was für Kunstwerke! Und wie klein wir in dieser Welt wirken, wie mächtig die Natur der Erde ist! Wir setzen uns auf die roten Felsen mit Blick ins unendliche Tal, ein paar Nüsse und einem Schluck Wein geniessend, lassen diese Stille der Natur auf uns wirken. Dieses wunderschöne Lebensgeschenk, dass wir dies erleben dürfen! Ein wundervoller Abend!