Landbrücke
Vor 250 Millionen Jahren existierte der Superkontinent Pangäa. Alle Landmassen der Erde waren zusammen. Vor 200 Millionen Jahren spaltete sich dann Nordamerika von Europa ab und driftet seither kontinuierlich nach Westen. Südamerika löste sich von Afrika vor 100 Millionen Jahren.
Die beiden amerikanischen Kontinente waren also nicht wie heute miteinander verbunden. Es trennte sie die Strasse von Panama, die Wasser der beiden Weltmeere Atlantik und Pazifik konnten ungehindert fliessen. Südamerika schob sich nicht nur nach Westen, sondern nun auch nach Norden, kam so Nordamerika immer näher. Diese tektonischen Plattenverschiebungen verursachten Erdbeben und Vulkane. Vor etwa 3 Millionen Jahren entstand eine Landbrücke, das heutige Zentralamerika, welches Atlantik und Pazifik von nun an trennten. Die Landbrücke brachte die Tiere von zwei verschiedenen Welten zusammen, und es entstanden neue Arten.
Der Golfstrom entstand. Er bringt warmes tropisches Wasser aus der Karibik nach Norden, wo es sich abkühlt und auf der europäischen Seite wieder nach Süden fliesst. Dies beeinflusst seither unser Weltklima. Vor der zentralamerikanischen Landbrücke war das Klima völlig anders als heute. In den Tropen war es noch viel heisser und feuchter als heute. Und in Europa gab es viel kältere Winter. Der Golfstrom war auch mitverantwortlich für den Beginn des Eiszeitalters. Grönland gefror und war nun nicht mehr Grün. Teile von Afrika, welche stark bewaldet waren, wurden zu Savannen.
Durch den Golfstrom verdunstet das Wasser in der Karibik und fällt als Regen in den Pazifik. Dadurch ist die Karibik salzhaltiger als der Pazifik. Und je salzhaltiger ein Meer ist, desto tiefer ist sein Meeresspiegel - Meeresspiegel ist also nicht überall gleich. Zwischen Atlantik und Pazifik sind dies zwar nur etwa 30cm, doch auch die Gezeiten auf beiden Seiten des Isthmus müssen ausgeglichen werden.
Panamakanal
Ende 15. Jahrhundert kamen Kolumbus und andere Seefahrer nach Amerika. Bald schon gab es Ideen um die schmale Stelle zwischen den beiden Weltmeeren zu überwinden. Schliesslich reden wir an der schmalsten Stelle der Landbrücke, dem Isthmus, von nur 60 Km, allerdings hauptsächlich hügeliges Gelände und Dschungel, das es zu überwinden gab. Schon 1434 haben die Franzosen eine Machbarkeitsstudie über einen Kanal durch den Isthmus von Panama gemacht.
Mit dem Aufkommen des Welthandels und von immer mächtigeren Schiffen gab es immer grössere Interessen für einen Kanal. Die Franzosen versuchten es 1880 mit einem Kanal auf Meereshöhe, schliesslich hatten sie Erfahrungen vom Suez Kanal, welcher 1869 mit einer Länge von 164 Km eröffnet wurde. Ein Meerwasserkanal ohne Schleusen und ohne Höhenüberwindungen.
Graf Ferdinand de Lesseps, der Erbauer des Suezkanal war der führende Ingenieur. Doch Dschungel ist nicht so einfach wegzuräumen wie Wüstensand. Durch den andauernden Regen kam das Erdreich immer wieder ins Rutschen und machte die Arbeit von Monaten zunichte. Noch schlimmer aber waren die Tropenkrankheiten, Malaria und Gelbfieber kosteten über 20'000 Arbeitern das Leben. 1889 kapitulierte Frankreich, und das Unternehmen Lesseps ging Bankrott.
1897 hatte William McKinley, damaliger Präsident der USA, eine neue Idee. Er wollte einen Nicaragua Kanal bauen, konnte sich jedoch nicht durchsetzen. Doch die USA hatte noch eine Idee. Da in der Regenzeit immer wieder Erdrutsche einen Kanal verstopfen, und die Wassermassen auf Dauer nicht zu bändigen sind, soll ein Stausee das Problem lösen. So muss man nicht so tief graben, dafür die Schiffe in die Höhe bringen. Da dieser also höher liegt als der Meeresspiegel, musste ein Schleusensystem her, wie es Leonardo Da Vinci einst designt hatte. Schleusen wurden zwar schon damals oft gebaut, doch für solche grossen Ozeanriesen musste alles viel grösser sein. Von 1904 bis 1914 wurde gebaut. Am 15. August 1914 wurde der Panamakanal eröffnet, doch die Weltpresse war nicht dabei. Sie schaute auf Europa, wo am gleichen Tag der erste Weltkrieg begann.
Die grösste Abkürzung der Welt wurde trotzdem eingeweiht. Die Schiffe konnten auf einmal 15'000 Km einsparen, was etwa 3 Wochen Reisezeit entsprach. Die Reise durch den 80 Km langen Kanal beträgt rund 8-10 Stunden Fahrzeit. 14'000 Schiffe fahren jedes Jahr durch den Kanal. Die Breite des Panamakanals begrenzt die immer grösseren Schiffe. Manchmal sind es rechts und links nur knappe 30cm vom Schiff zur Kanalwand. Das können Schiffe nicht mehr selber steuern. Die Steuerung übernehmen Elektroloks, welche rechts und links mit Stahlseilen an den Schiffen befestigt sind. Die 2-stufigen Schleusen überwinden 26m und sind 275m lang. Es wird keine einzige Pumpe benötig. Der Wasserstand wird einzig über den gestauten Gatúnsee gesteuert. Das funktioniert so lange es genügend regnet. Pro Transit werden 200 Millionen Liter Wasser benötigt. Doch in den letzten Jahren war auch dieser Regen nicht mehr so zuverlässig. Die Klimaveränderung macht auch hier nicht halt, und so ist die Zukunft ungewiss.
1999 ging der Kanal in den Besitz der Republik Panama über. Vorher hatten die USA die Vorherrschaft. Sie hatten den Kanal damals für das arme Land Panama gebaut, mit Pachtvertrag bis Ende des Jahrhunderts. Für ein Containerschiff kostet die Durchfahrt bis 1 Millionen USD. Kleine Segelschiffe bezahlen etwa 1000 USD. Damit verdient Panama jährlich bis zu einer Milliarde USD.
Konkurrenz kann er vielleicht einmal vom Nicaragua Kanal bekommen. Die Chinesen wollen dort einen eigenen Kanal bauen. So wären sie nicht mehr von den USA und Panama abhängig. Man will sich den Rio San Juan zu Nutze machen, der schon einen natürlichen Teil dieses Kanales vorgibt. Allerdings ist dieser Fluss die Grenze zu Costa Rica, und die würden sich einen Kanalbau nicht ohne weiteres gefallen lassen. Der Fluss fliesst durch den Nicaragua-See, mit seinem einmaligen Ökosystem. Dieser ist zwar 15-mal so gross wie der Bodensee, jedoch mit 15m nur halb so tief wie er für grosse Schiffe sein müsste. Man müsste also sehr tief graben. Auch ist kein unabhängiges Umweltgutachten vorgesehen. Der Widerstand gegen das Mega-Bauwerk wächst. Peking investiert trotzdem Milliarden. Und die Dimensionen des Kanals sind enorm: Er soll sich über eine Länge von 278 Km erstrecken, zwischen 230 und 520 Meter breit und 30 Meter tief sein. Der Panama-Kanal wäre dagegen nur ein Rinnsal.
Und der Panama-Kanal wurde auch langsam zu schmal für noch grössere Schiffe. 2011 passte fast jedes fünfte Containerschiff nicht mehr hindurch. So wurde eine Kanal Erweiterung gebaut mit neuen und noch grösseren Schleusen. Nach der Eröffnung 2016 verdoppelte sich die Kapazität in Tonnen. 3% des weltweiten Meereshandels geht durch den Kanal, erreicht 2000 Häfen in 170 Ländern.
Die Natur hat die Landbrücke gebaut, der Mensch hat diese mit einem Kanal wieder getrennt. Heute führen drei Brücken über den Panamakanal, und so ist die Verbindung von Nord- und Südamerika hier wieder hergestellt. Und trotzdem gibt es keine direkte Strassenverbindung von Panama nach Kolumbien. Es fehlen etwa 100 Strassenkilometer, der Darian Cap verhindert dies, tiefer undurchdringlicher Dschungel im Süden Panamas. Hier herrschen noch die Natur und die Guerilla.