Cartagena de Indias

 

Unsere letzte Destination auf dem südamerikanischen Kontinent hiess Cartagena de Indias. Die Stadt wird als «Perle der Karibik» bezeichnet. Cartagena ist aber auch mit Abstand die touristischste Stadt Kolumbiens, und für uns von ganz Südamerika. Noch in keiner Stadt haben wir so viele aufdringliche Strassenverkäufer erlebt. Mit der historisch ummauerten Altstadt und der Lage an der Karibikküste ist Cartagena eine der schönsten Kolonialstädte Südamerikas. Das Highlight ist das Centro Historico und das Hipster-Viertel Getsemani. Cartagena ist bunt, fröhlich und heiss. Die Häuser der Altstadt sind meist nur zweistöckig und haben wunderschöne antike Holzbalkone. Getsemani ist die Wiege der Unabhängigkeit Kolumbiens. Ihre Kunst, Farben und Musik haben diesen Stadtteil zu einem der wichtigsten Kulturzentren Südamerikas gemacht.

 

Es war heiss und die Luftfeuchtigkeit sehr hoch. Mittags konnte man es in der Stadt fast nicht aushalten, wir zogen uns in unser Airbnb mit Klimaanlage oder in ein Einkaufzentrum zurück. Cartagena war auch die letzte Destination auf dem Kontinent für Ronja. Sie hatte uns zuverlässig tausende Kilometer weit gebracht. Ronja musste gereinigt und frisch gepackt in den Hafen gebracht werden. Zudem mussten wir darauf achten, dass der Tank auf Reserve lief, die Gasflaschen leer, alle brennbaren Flüssigkeiten wie Reserve Motorenöl etc. entfernt und alles sauber geordnet war. In den Hafen zu kommen war relativ kompliziert, wir mussten schon Tage vorher unsere Pässe und zahlreiche Dokumente online einreichen. Trotzdem warteten wir am ersten Tag der Autoabgabe gut eine Stunde an der prallen Sonne, bis das Auto abgenommen war. Und das erst von aussen. Am folgenden Tag war dann die Zoll- und Drogenkontrolle dran. Alle Gegenstände mussten aus dem Auto auf den Vorplatz gestellt werden. Irgendwann kam dann der Deutsche Schäferhund und schnupperte ein paar Minuten herum. Er konnte nichts Verdächtiges feststellen, und wir durften Ronja endlich in den Container fahren. Nach sieben Stunden war das ganze durch, und die Containertüren wurden verschlossen und plombiert. Die Plombe wird erst wieder in Hamburg entfernt, im Beisein von uns und unseren Containerpartnern, einem holländischen Pärchen mit Defender und zwei Deutschen mit ihren Motorrädern.

 

Für Wiebke und mich hiess es nun die Schulbank drücken. Wir hatten uns einen Spanischunterricht für 15 Stunden gebucht. Zum Glück war die Schule nahe unserem Airbnb und hatte ebenfalls Klimaanlage. Am Abend schauten wir uns die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten an. Da war sehr viel los, massenweise Touristen, und so versuchte jeder Strassenverkäufer seine Produkte an den Mann und an die Frau zu bringen. Hüte, Wasser, Kettelchen, Bilder, Esswaren, Touren, gefühlt jeden Meter rief jemand «a la orden» und wir «no gracias».

 

Auch wenn das etwas nervig ist, und es sich für uns aufdringlich anfühlt, ist es verständlich, dass hier jeder versucht Kasse zu machen. Wir Touristen können uns alles leisten, können chic einkaufen, gediegen Essen gehen und in teuren Hotels übernachten. Die Einheimischen Verkäufer nehmen spät am Abend den überfüllten Bus zurück in ihr Quartier, welches verkommen ist, gefährlich und arm. Sie sind weit unten in der Bedürfnispyramide und sehen Touristen, welche einfach nur zum Spass in lauten Bars und Partybüssen ihre Drinks zu sich nehmen und nicht wissen wohin mit dem Geld. Auf der anderen Seite bringt ihnen der Tourismus wenigsten etwas in ihre Wirtschaftskassen, den einen mehr, den anderen weniger. Während der Pandemie ging gar nichts, da waren auch keine Touristen.

 

Unser Gastgeber Fezal und seine Familie schaute gut zu uns. Wir durften Wäsche waschen, kochten zusammen und konnten unsere Spanischkenntnisse weiter vertiefen. An einem Abend zeigte er uns seine Stadt, wo sein Daheim ist, seine Wurzeln, wie sich das Viertel verändert hat und worauf er stolz ist.

 

Nach 12 Tagen hiess es wieder einmal Abschied nehmen. Diese Abschiede sind immer wieder schwer. Auch in Kolumbien durften wir viele liebe Menschen kennenlernen. Unser nächsten Ziel war die Halbinsel Barú, eine Autostunde von Cartagena entfernt. Hier wollten wir nochmals ein paar Tage entspannen. Die Hotelanlage an der Karibik war nett, doch wer uns kennt weiss, dass solche Tage am Meer nicht unbedingt das ist, was wir lieben. Vielleicht lernen wir hier doch noch mal einfach nichts zu machen…


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