Kaffee und kolumbianische Bergdörfer

 

Kaffee ist aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken.

Die Kaffee-Pflanze stammt aus Äthiopien; der Legende nach, entdeckte sie ein Hirte, dessen Ziegen nach dem Verzehr der roten Kaffeekirschen aufgedreht herumsprangen.

Kaffee wurde in Kaffa, im Südwesten Äthiopiens das erste Mal bereits 900 n.Ch. getrunken. Damals wurden die Blätter der Pflanze und die getrockneten Kirschen mit heissem Wasser aufgegossen.

Die Kaffee-Pflanze gelangte durch die arabische Welt ins Osmanische Reich und später weiter nach Istanbul. Hier begann man die Kaffee-Samen zu trocknen und zu rösten, fein zu malen und mehrfach mit Wasser aufzukochen. Im 16. Jahrhundert eröffneten in Istanbul die ersten Kaffeehäuser, doch Kaffee trinken war tatsächlich verboten, Kaffeetrinker wurden verfolgt und bestraft. Viele Kaffeehäuser wurden niedergerissen.

 

Nach Europa gelang Kaffee durch einen Mediziner und Botaniker Leonhard Rauwolf aus Augsburg, der 1582 durch den vorderen Orient gereist war und Kaffee als „Mitbringsel“ in seinem Gepäck hatte. Auch andere Reisende aus Europa fanden grossen Gefallen Kaffee mit nach Europa zu bringen, und so entstanden im 17. Jahrhundert die ersten Kaffeehäuser in London, Wien, Paris und Venedig. Das erste deutsche Kaffeehaus eröffnete 1673 in Bremen seine Pforten. In die Schweiz brachte der Orientreisende Johann Jakob Ammann den Kaffee mit und machte ihn 1618 öffentlich; doch der Kaffeekonsum blieb in der Schweiz zuerst sehr verhalten. Erst im Laufe des 18. Jahrhundert gewann der Kaffee in der Schweiz langsam an Beliebtheit, und der Anteil von Kaffee an den importierten Kolonialwaren stieg auf 25% an. Zentren der Kaffeekultur entwickelten sich in den Städten Zürich, Basel und Genf. In den Kaffeehäusern der Schweiz traf sich damals vor allen Dingen die Oberschicht, um das schwarze Gold zu geniessen. Im 19. Jahrhundert wurde Kaffee immer erschwinglicher und veränderte die Kaffeekultur; Kaffee wurde nun auch in den eigenen vier Wänden getrunken und bei der Schweizer Bevölkerung immer beliebter.

 

Das 20. Jahrhundert brachte eine Vielzahl von Veränderungen der Kaffeekultur und auch neue Innovationen mit sich. So entwickelte sich die Schweiz im 20. Jahrhundert zur Drehscheibe des weltweiten Kaffeehandels; 2022 wurden 70-80% des weltweit exportierten Rohkaffees über die Schweiz gehandelt. Bereits 1938 führte die Firma Nestlé den in der Schweiz produzierte löslichen Nescafé ein, der rasch zum weltweiten Erfolg wurde. Schon 1912 eröffnete die deutsche Kaffee-Handels AG in der Schweiz die erste Fabrik zur Herstellung von koffeinfreiem Kaffee.

 

Heute liegt der Pro-Kopf-Konsum von Kaffee in der Schweiz bei 8.6 kg pro Jahr; damit liegt die Schweiz im europäischen Vergleich im Mittelfeld. Überraschend ist, dass Japan die ausgeprägteste Kaffeekultur besitzt, und inzwischen mehr Kaffee von Kolumbien nach Japan importiert wird als nach Italien. Gemessen an der Erntemenge hat Äthiopien den grössten Eigenkonsum; hier zelebriert die ganze Familie bis zu dreimal täglich die Kaffeezeremonie.

 

Ein zentrales Anliegen der heutigen Kaffeekultur ist die Frage der Nachhaltigkeit und des fairen Handels.

Kaffee wächst in den Hochlagen der Tropen, in bergigen Ländern entlang des Äquators wie Äthiopien und Kolumbien. Kolumbien ist eines der traditionsreichsten und grössten Kaffeeanbauländer weltweit. 1723 wurde Arabica Kaffee von den Jesuiten nach Kolumbien gebracht. Bis heute wird aufgrund der ausgezeichneten Anbaubedingungen fast ausschliesslich Arabica Kaffee angepflanzt. Kolumbien hat sich schon sehr früh um die Vermarktung ihres schwarzen Goldes bemüht; die Werbeikone Juan Valdez wurde 1927 zum durchschlagenden Erfolg des kolumbianischen Kaffees.

 

Seit 2008 ist die Kaffeeproduktion in Kolumbien aufgrund der Kaffee-Rost Krankheit und der Klimaerwärmung eher rückläufig. Doch Kolumbien hat den riesigen Vorteil, dass aufgrund den verschiedenen Klimazonen durch die hohen Berge und den Ausläufern der Anden zwei bis drei Kaffeeernten pro Jahr stattfinden. So kann in Kolumbien im Prinzip ganzjährig Kaffee geerntet werden. Zudem hat sich Kolumbien zum weltweit grössten Produzenten von Fairtade-Kaffee hinaufgearbeitet.

 

In der Kaffeeregion gibt es zahlreiche wunderschöne Orte, die auch wir natürlich besucht haben, wie die beiden Kaffee-Städtchen Salento und Filandia. Die wunderschöne Fahrt in das herzige Bergdorf Jerico hat uns besonders gut gefallen, oft hielten wir vor den riesigen Hügeln von Kaffeepflanzen an, stiegen aus, genossen die tolle weite Aussicht und sagten „genau so haben wir es immer in der Werbung gesehen – jetzt sehen wir es live“ J

Ein weiterer besonderer Ausflug für uns war der in das kleine Bergdorf Buenavista zur Kaffee-Finca Alsacia von Don Leo (Hane Kaffee). Don Leo setzt auf biologischen Kaffee. Er führte uns durch seine Kaffeeplantagen; hier wachsen neben den Kaffeebäumen auch Papayas, Guaven, Limonen, Ananas, Bananen und Mangos, wie auch Avocados. Diese Früchte werden von ihm und seiner Familie nur zum Eigenverbrauch verzehrt; die restlichen Früchte bleiben für die Vögel und die anderen Tiere, um eine grösstmögliche Biodiversität auf seinen Kaffeeplantagen zu erlangen. Wir haben schon zahllose grosse Mono-Kulturen gesehen, dies sind die Produzenten für Starbucks und Co. Don Leo zeigt uns, wie bei ihm auf der Finca die Kaffee-Samen noch per Hand aussortiert werden, sodass auch wirklich ein Unterschied zwischen Klasse I und II entsteht. Seine Kaffee-Arbeiter werden alle gut und fair bezahlt, haben ein zuhause, haben gute und warme Kleidung um auf den nassen Feldern arbeiten zu können. Don Leo sorgt sich um sein Team, wie als ob es seine eigene Familie wäre. Das ist wirkliches Fairtrade – live miterlebt.

 

Natürlich kauften wir bei ihm Kaffee ein und freuen uns auf diese besonderen Tassen Kaffee. Und übrigens ist Kaffee auch gesund!

Wusstet ihr, dass Kaffee Kopfschmerzen lindert und sogar einige Arten von Migräne. Kaffee reduziert das Auftreten von Gallensteinen und Gallenblasenentzündungen, ebenso verhindert es Verstopfungen und ist harntreibend. Kaffee kann sogar das Risiko von Diabetes Typ-2 verringern. Kaffee wird hier in Kolumbien zur Behandlung von Asthma genutzt, und es verbessert die sportliche Leistung.

Das sind doch alles gute Gründe, um täglich fein schmeckenden Kaffee zu geniessen.

 

Doch wie geniessen eigentlich die Menschen den Kaffee, den sie selber anbauen? Die beliebtesten Kaffeespezialitäten sind der Café Pasado und Cortado. Der Café Pasado ist ein starkes Kaffeekonzentrat, welches in einem Gefäss hergestellt wird, welches wie ein italienischer Espressokocher aussieht. Das Kaffeekonzentrat wird dann jeweils mit heissem Wasser individuell verdünnt. Den Cortado kennen wir schon aus Spanien; es ist ein kräftiger Espresso mit einem Schuss Milch verdünnt. Bei Touristen sehr beliebt ist der Mochaccino, der aus einem Espresso, heisser Milch, sowie hochprozentigem flüssigen Kakao / Schokolade zubereitet wird. Für süsse Mäuler, wie ich eines bin, ein wirklicher Hochgenuss. Doch die Einheimischen hier trinken ihren Kaffee pur, denn warum sollte man den hervorragenden Kaffeegeschmack verdünnen!

 


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