Geschichte Südamerikas

 

Vor etwa 13 bis 15 tausend Jahren kamen die ersten Menschen nach Amerika. Es ist bis heute nicht ganz geklärt, über welche Wege die Ansiedlungen begannen. Forscher gehen davon aus, dass es über verschiedene Wellen geschah. Es ist möglich, dass die Menschen über Seewege aus Sibirien oder Polynesien, vielleicht auch über den Atlantik von Europa her einwanderten. Sicher ist jedenfalls, dass die Besiedlung auch während der letzten Eiszeit über den Landweg der sogenannten Beringia-Landbrücke möglich war. In Südamerika kamen die ersten Ureinwohner vor etwa 8'000 Jahren an. Es entstanden viele zahlreiche Kulturen, und verschwanden wieder. Die bekanntesten Völker vor dem Jahr 0 sind die Chavin und die Olmeken in Peru und Ecuador.

 

Ab 300 v.Chr. bis 600 n.Chr. existierte im südlichen Peru die Nazca-Kultur. Sie ist bekannt durch die geheimnisvollen Linien im Sand.

 

Unter den Mayas sind verschiedene Völker und Kulturen Mittelamerikas bekannt, vom mexikanischen Yucatán bis nach Honduras, welche ab etwa 1000 v.Chr. eine Hochkultur bildeten. Um etwa 950 n.Chr. ging die urbane Maya Kultur abrupt zu Ende. Die genaue Ursache ist ungeklärt. Vielleicht sind Klima- und Wetterveränderungen sowie kriegerische, politische und religiöse Zerstörungen Schuld daran. Weiter kann auch Raubbau an natürlichen Ressourcen ein Grund sein. Noch heute leben in Guatemala und anderen Gebieten rund sechs Millionen Nachkommen der Mayas.

 

Die Azteken bildeten zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert eine weitere Hochkultur in Mexiko. Sie sind als grosse Baumeister und schreckliche Krieger bekannt. 1519 nahm der Konquistador Hernando Cortes den Azteken-Herrscher Montezuma gefangen. Er konnte dabei auf Hilfe anderer indigener Völker zählen, welche den Azteken feindlich gesinnt waren.

 

Die Inka errichteten ab dem frühen 13. Jahrhundert das grösste Reich in Südamerika mit 250 Völkern. Sie waren die Baumeister von tausenden Kilometern Wegen durch die Anden sowie von gigantischen Tempelanlagen. Die Inkas kannten weder das Rad noch Reittiere. Die Pferde wurden erst durch die Spanier nach Amerika gebracht. Ein weiterer Spanier setzte auch dem Inkareich ein Ende. Franzisco Pizarro erledigte den Inka-Adel mit List und Brutalität, und mit Hilfe anderer den Inkas verfeindeten Völker. 1572 hatten die Spanier endgültig gesiegt. Die bekannte Inka Städte Machu Picchu (Alter Berg) in den Bergen von Peru wurde jedoch erst 1911 durch den amerikanischen Archäologen Hiram Bingham entdeckt.

 

Die Geschichte der Neuentdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus im Jahr 1492 kennen wir aus der Schule. Doch dieser hatte lediglich einige karibische Inseln gefunden und hielt sie bis zu seinem Tod für Indien. Wenige Jahre nach der Entdeckung wurde Südamerika von Papst Alexander VI. zwischen Spanien und Portugal aufgeteilt. Grosse Teile des heutigen Brasiliens gingen an Portugal, der Rest des Kontinentes an Spanien. Die ersten Siedlungen entstanden im heutigen Venezuela, Kolumbien und Argentinien. Die Eroberer waren auf der Suche nach dem Goldland (El Dorado) und anderen Schätzen. Nebst wirtschaftlichen Zielen wurde auch das Christentum nach Südamerika gebracht. Die koloniale Zwangsherrschaft wurde durch die Kirche unterstützt und ging auf Kosten der indigenen Bevölkerung mit hohen Verlusten von Menschen und Kulturen. Besonders brutal waren die Verfolgungen und gezielten Auslöschungen von Völkern im 19. Jahrhundert in Patagonien. Auf der anderen Seite der Welt hätte Spanien nie ohne die Mittel aus der neuen Welt zur Grossmacht werden können.

 

1543 wurde das Vizekönigreich Neuspanien mit Mexiko und Venezuela gegründet, sowie das Vizekönigreich Peru.

 

Anfang des 17. Jahrhunderts hatten die Spanier und Portugiesen alle indianischen Stämme unterworden. Mit der Unterwerfung Mexikos wurden die Spanier endgültig zur Weltmacht. Aber auch England, Frankreich und Niederland wollten Bodenschätze und Waren nach Europa bringen. Hilfe zur Ausbeutung holten sie sich mit afrikanischen Sklaven, welche im Bergbau und auf den Plantagen arbeiten mussten. Während 400 Jahren wurden 12 Millionen Sklaven nach Südamerika, v.a. nach Brasilien gebracht.

 

1717 lösten sich Ecuador, Kolumbien und Venezuela aus dem Vizekönigreich Peru und bildeten das Vizekönigreich Neugranada. Bolivien, Chile, Argentinien und Paraguay folgten 1776 diesem Beispiel und schufen das neue Vizekönigreich Río de la Plata.

 

1816 erklärte Argentinien schliesslich seine Unabhängigkeit von Spanien, allerdings noch unter dem Namen Vereinigte Provinzen des Río de la Plata (Silberfluss). Der Name Argentinien leitet sich vom lateinischen Wort Argentum (Silber) ab. Uruguay wurde 1828 unabhängig.

 

Angeregt durch die Französische Revolution und die Unabhängigkeit der britischen Kolonien in Nordamerika wollten nun auch die anderen südamerikanischen Länder unabhängig werden. Der Argentinier José de San Martín befreite zusammen mit Bernardo O’Higgins Chile. Danach brach er 1820 nach Peru auf, um die spanische Herrschaft zu beenden. Simon Bolivar verdrängte 1821 bzw. 1822 die Spanier in seiner Heimat Venezuela sowie im heutigen Ecuador und realisierte damit Grosskolumbien.

 

Brasilien wurde 1822 unabhängig von Portugal. Doch ein Sohn des portugiesischen Königs blieb an der Macht. 1889 wurde diese Monarchie dann abgeschafft.

 

Bolivien musste im Salpeterkrieg 1879 seine Küste an den Pazifik an Chile abtreten, seither ist Bolivien ein Binnenstaat und gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Doch bis heute erhebt Bolivien Forderungen auf den verlorenen Küstenstreifen, da dadurch mehr internationalen Handel betrieben werden könnte.

 

Im 19. und 20. Jahrhundert, insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg wurden fast alle südamerikanischen Ländern von Militärdiktaturen regiert. Diese Situation hat sich in den letzten Jahrzehnten verbessert.

 

Guayana wurde 1966 von England in die Unabhängigkeit entlassen, Surinam von den Niederländern 1976. Französisch-Guayana ist bis heute Übersee-Departement geblieben und gehört somit zur EU.

 

Die Falklandinseln (Islas Malvinas), bestehend aus etwa 200 Inseln, welche geografisch zu Südamerika gehören, sind heute noch britisches Überseegebiet. Seit 1833 werden sie von Argentinien beansprucht, was 1982 zum Falklandkrieg führte. Diesen hatte Argentinien zwar verloren, doch der Anspruch an die Inseln bleibt. Diskussionen um Gebiete und Grenzen sind auch in weiteren südamerikanischen Länder nicht endgültig abgeschlossen. So ringt Chile mit Indigenen um Ansprüche und Unabhängigkeit.

 

Geschichte geht weiter.

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