La Paz und Sucre

 

Nachdem wir aus Chile kommend die bolivianische Grenze beim Nationalpark Sajama auf rund 4700müM überquert hatten, fuhren wir auf dem Altiplano Richtung La Paz. Kurz vor der Stadt meldete sich plötzlich die Warnleuchte des Dieselpartikelfilters. Oh, der ist scheinbar durch die langen Strecken auf solchen Höhen nun mit Russ verstopft. Was sollen wir machen? Zum Glück waren es nur noch wenige Kilometer zu unserem Campingplatz Colibri. Das ging gut. Am nächsten Tag fuhren wir zu Ernesto Hug, einem in Bolivien aufgewachsenen Schweizer, der in La Paz eine Autowerkstatt betreibt. Das Problem konnten wir zwar nicht beheben, doch wurde uns auch durch unseren Spezialisten in Europa Mut gemacht, dass wir ohne merklichen Leistungsverlust problemlos weiterfahren können. Der Filter wird sich dann in tieferen Höhenlagen selbstständig regenerieren und entrussen.

 

Aufgrund dessen haben wir uns entschieden, Ronja im Colibri Camping stehen zu lassen und ihr eine Pause zu gönnen und die Stadt und andere Sehenswürdigkeiten auf anderen Wegen zu erkunden. La Paz ist die pulsierende Stadt mit Regierungssitz, das Herz Boliviens. Man sagt, wer La Paz nicht gesehen hat, kennt Südamerika nicht. Die grösste Stadt Boliviens liegt in einem Kessel zwischen 3000 und 4100 müM. Seit etwa 10 Jahren verbinden Gondelbahnen die verschiedenen Stadtteile. Trotzdem staut sich der Verkehr in Stosszeiten in den engen und steilen Strassen. Tausende Sammeltaxis hupen mit anderen Verkehrsteilnehmern um die Wette. Doch abgesehen davon ist die Stadt ruhig. Man kann nicht sagen La Paz sei schön, doch sehenswert ist es allemal. So etwas gibt es nicht noch einmal auf der Welt. Armut und Reichtum leben eng beieinander. In dem Canyon werden legal und illegal immer mehr Häuser gebaut. Doch der Sandstein reisst bei starken Regenfällen immer mal wieder einige Bauten in die Tiefe.

 

Wir erkunden einen Teil der Stadt zu Fuss. Im Coca Museum lernen wir interessantes über die Kultur der «verbotenen» Blätter. Die Cocablätter sind Teil einer jahrtausendalten Andenkultur, sie werden für Zeremonien und Feste, aber auch bei geschäftlichen Angelegenheiten benützt; wer Cocablätter kaut, der kann nicht lügen. Erst durch die Konquistadoren und die Herstellung von Kokain sind die Cocablätter in Verruf gekommen. Dabei enthalten die etwas bitteren Blätter viele wertvolle und gesunde Mineralien und Spurenelemente. Die Droge Kokain ist chemisch hergestellt und besteht grösstenteils aus den schädlichsten chemischen Produkten. Die reinen Blätter sind zwar in vielen Ländern verboten, doch komisch, dass man unbedenklich Coca-Cola und Red Bull Cola trinken darf, welche legal einen Extrakt aus Kokablättern enthalten. Dass das Kauen der Blätter gesund ist und nicht abhängig macht, ist heute sogar mit Studien belegt.

 

In La Paz treffen wir noch Bekannte aus der Schweiz, die ebenfalls ein paar Monate weg von zu Hause verbringen. In einem gemütlichen Kaffee haben wir abgemacht und verbringen ein paar unterhaltsame Stunden mit Geschichten über unsere Reisen.

Wir schlendern weiter durch die Strassen. Der Hexenmarkt mit vielen Souvenirläden und Tourismusagenturen; indigene Märkte mit allerlei Gemüse und Früchten, die wir Europäer noch nie gesehen haben; Kirchen, Hotels und unfertige alte und neue Gebäude. Einkaufszentren und Supermärkte gibt es fast keine, alles wird an Marktständen auf den Strassen verkauft. Abends kehren wir müde in unser Camping etwas ausserhalb der Stadt zurück.

 

Ein paar Tage später fuhren wir mit dem Nachtbus nach Sucre, Boliviens Hauptstadt. Auch Sucre ist hoch in den Anden auf 2800 müM gelegen. Hier stehen noch viele schöne Gebäude aus der Kolonialzeit. Der Baustil der Spanier ist unübersehbar. Es gibt zahlreiche Kaffees und Restaurants, Museen und andere Kulturstädte. Das Museum für indigene Kunst fanden wir mehr als interessant. Wir lernten viel über die Weberei und die Entstehung dieser Kunst. Unglaublich welch wunderbare Tücher und Teppiche hier entstanden sind. Übrigens spannend, dass in vielen Teilen der Erde das Weben unabhängig entwickelt wurde. Aber auch die Bedeutung und Traditionen der Musikinstrumente, der Tänze und der Bekleidung der Andenkulturen werden hier gezeigt. Angetan von diesen Kunstwerken kauften wir natürlich auch ein Andenken, einen gewebten Teppich, aus echter bolivianischer Handarbeit.

 

Mit neuen Eindrücken kehren wir immer wieder gerne in den Colibri Camping zurück, der wunderschön ruhig und ausserhalb im Valle de la Luna liegt. Für uns ein herrlicher Rückzugsort, in dem wir nach fast vier Wochen nun Abschied nehmen.

Richtung La Paz

La Paz

Sucre

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