Auf nach Santiago de Chile - oder 7 Millionen Geschichten

 

Von Puerto Montt sind wir bei schönstem Wetter entlang dem Llanguihue Lake zum Todos los Santos Lake gefahren, haben dort übernachtet und am nächsten Tag eine herrliche Wanderung zum Mirador La Picada gemacht, um einen tollen Blick auf den Osorno-Vulkan zu haben. Nach der Wanderung im See gebadet J

Unsere nächste Station hiess Villarica und Pucón. Hier lernten wir kennen, was es heisst, in der chilenischen Hauptsaison unterwegs zu sein. Landschaftlich einmalig, ein Pendant zur der „sieben Seen Tour“ in Argentinien, nur die Chilenen haben ähnlich wie wir in Europa die Seen komplett zugebaut mit privaten Villen und Hotels. Unser erster Gedanke war es, umzukehren, wenn wir ehrlich sind. Zum Glück haben wir das nicht gemacht, denn in Pucón fanden wir einen richtig schönen Campingplatz zum „Erholen vom Reisen“; das hört sich komisch an, doch wir wollten mal wieder in Ruhe Berichte schreiben, Fotos sortieren, Post von zu Hause, die wir von Ricos Schwester zugeschickt bekommen, beantworten und unsere weitere Route planen. Wir genossen drei herrliche Tage und schlossen den gemütlichen Aufenthalt mit einer kleinen Wanderung zum Mirador Volcano Villarica ab.

 

Auch Santiago hat ganz in der Nähe unglaublich schöne Natur zu bieten. Der Cajon del Maipo war seinen Besuch mehr als Wert. Schon die Hinfahrt auf einer absolut spektakulären Strasse war einfach toll; am Stausee El Yeso angekommen entschieden wir uns sofort, die Nacht dort zu bleiben, und es war fantastisch, wieder solch Stille und klare Luft; einmal mehr bewunderten wir den Sternenhimmel bevor wir einschliefen.

 

Am nächsten Morgen ging es dann nach Santiago, mit gemischten Gefühlen, da wir zum einen keine Stadtmenschen sind und zum anderen Santiago als gefährlich eingestuft wird. Wir hatten uns entschieden einen sicheren, privaten Stellplatz für Ronja zu suchen, und ein kleines Hotel in der Stadt selber zu buchen. Mit beidem hatten wir einmal mehr riesig viel Glück. Ronja konnten wir bei Carlos abstellen, dessen Familie uns mit offenen Armen in Empfang nahm, uns am Abend noch zum Grillen einlud und uns die besten Tipps für Santiago gab. Die Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Menschen in Südamerika sind einfach unübertrefflich!

Unser Hotel lag in dem „Barrio Providencia“. Dieses Quartier und etliche anderen Quartiere gelten als absolut sicher. Und dem ist auch so; wir fühlten uns keine Minute unsicher während unseren vier Tagen Santiago, auch wenn extrem viel Polizei und Security an jeder Ecke steht und wachsam, insbesondere die Touristen, im sicheren Auge behält.

Santiago, eine Stadt vollgepackt mit Geschichte und Kultur, mit bunten und abwechslungsreichen Quartieren, vielen grünen Parkanlagen und tollen Restaurants, und 7 Millionen Einwohnern.

Den ersten Tag zog es uns als erstes in das „Barrio Italia“; das südamerikanische Flair trifft auf italienisches Flair – eine geniale Mischung! Ein tolles Viertel, in das wir sogar noch mal am letzten Tag hinschlenderten und einen echten italienischen Kaffee genossen J

Weiter ging es zum Hausberg von Santiago, dem Cerro San Cristobal. Er ist Teil des Parque Metropolitana, dem grössten Stadtpark der Welt. Wir entschieden uns für die Touristenvariante und nahmen den Teleferico hinauf und mit der Standseilbahn wieder hinunter. Der Japanische Garten bieten eine Ruheoase und eine Möglichkeit, um coole Fotos mit den glitzernden Wolkenkratzern zu schiessen. Die grosse Maria Statue auf dem Cerro San Cristobal ist ein wichtiger religiöser Ort für die Einheimischen und ein Pilgerort. Gegenüber dem Hausberg steht stolz das glitzernde Costanera Center, das mit 300 Metern höchste Gebäude Südamerikas; im Gebäude befindet sich das grösste Einkaufszentrum von ganz Südamerika. Mit „lädelen“ war bei uns nicht viel, da wir ja nicht unbegrenzt Platz haben ;-)

Am nächsten Tag war Kultur und Geschichte auf dem Programm. Am Morgen zog es uns nach Bellavista, um die Street-Art von Santiago zu bewundern. Von dort aus ging es zum Museo Nacional Bellas Artes. Es gehört zu den bedeutendsten Kunstmuseen Südamerikas, da es grosse Sammlungen chilenischer und südamerikanischer Kunst zeigt.

1541 wurde Santiago von Pedro de Valdivia gegründet; die Statue des Eroberers auf der Plaza de Armas nahmen wir als weiteren Ausgangspunkt, um der Geschichte Chiles zu folgen. Wir warfen noch einen Blick in die imposante Kathedrale Catedral Metropolitano, schauten uns das ehemalige Kongressgebäude an, in dem heute das Museum für präkolumbische Kunst ist. Allerdings war das Wetter für ein weiteres Museum einfach zu schön. So zog es uns weiter zum Palacio La Moneda, auf dem der heutige Präsidentenpalast steht. Traurige Berühmtheit erlangte das Gebäude als Schauplatz des blutigen Militärputsches vom 11. September 1973 gegen Salvador Allende durch den späteren Diktator Pinochet. Wir liessen den Tag im MUT, Mercado Urbano Tobalaba, ausklingen.

Der Cerro Santa Lucia bietet einen der besten Panoramablicke der Stadt. Der Hügel ist ein Überbleibsel eines alten Vulkans und Pedro de Valdivia verkündete hier 1541 die Gründung Santiagos. 1872 beschloss der Gouverneur Benjamin Vicuna Mackenna, den Hügel in eine heute noch wunderschöne Parkanlage mit Kapelle, Brunnen, Statuen, Bronzetoren zu verwandeln. Von Cerro Santa Lucia erreicht man in ein paar Gehminuten das Quartier Lastarria, welches eines der schönsten und beliebtesten ist. Hier findet man gute Restaurants, Cafés, verschiedene Theater und Märkte mit Handwerkskunst und Antiquitäten. Auch uns hat dieses Quartier und das Bellavista am meisten beeindruckt; hier lebt die Stadt so richtig. Neben Hipstern und Strassenkünstlern, sind elegante Städtler unterwegs und selbst die Kifferszene bringt diesen Stadtteilen wertvolle Inputs. Jeder hat seine eigene Geschichte und diese vielen individuellen Geschichten spiegeln diese Quartiere so gut wider.

 

Zum Abschluss unseres Santiago-Besuchs hatten wir uns bereits im Voraus Abend-Tickets für die Aussichtsplattform Sky Costanera im gleichnamigen Zentrum reserviert. Die Aussichtsplattform befindet sich im 61. und 62. Stock des Wolkenkratzers und wir genossen dort oben einen herrlichen Sonnenuntergang mit Life- Musik und einer Weinprobe.

Bevor wir von Santiago Abschied nahmen und weiter Richtung Norden reisten, genossen wir einen wunderbaren gemeinsamen Abend mit Carlos, seiner Familie und Freunden von ihnen. Rico und ich bedankten uns für die vielen Tipps und die Gastfreundschaft mit einem „Menü à la Schweiz“ – ein richtig toller Abend. Wir sind unheimlich glücklich, dass wir uns beide so gut auf spanisch verständigen können und immer wieder so schöne Begegnungen mit Einheimischen erleben. So lernen wir neben der Natur, die Menschen und ihre Kultur richtig kennen; so habe ich beim kochen gelernt, dass die Chilenen den Kern der Avocado immer im Salat belassen, damit die Avocado nicht oxidiert und braun wird J und wir haben in politischen Diskussionen erfahren, dass sich manche Chilenen auch mal einen Milei wie in Argentinien wünschen. Und zudem erhalten wir immer wieder tolle Tipps für unsere weitere Reise und Planung. Rico und ich geniessen diese Begegnungen sehr, und sehen dadurch das Land mit ganz anderen Augen.


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