Der Amazonas

 

Vor über 150 Mio Jahren existierte ein Urkontinent Gondwana. Südamerika und Afrika waren zusammen. Dort gab es ein riesiges Flusssystem welches weitaus grösser war, als der heutige Amazonas. Es floss nach Westen ab. Als dann die beiden Kontinente auseinanderbrachen, wurde auch der Uramazonas halbiert. Das heutige Südamerika triftete nach Westen und stiess mit der Pazifischen Platte zusammen. Dabei entstanden die Anden. Der Abfluss gegen Westen wurde dadurch blockiert. Das Flusssystem musste sich einen neuen Weg suchen und fand ihn nach tausenden Kilometern im Osten. 1953 wurde die Quelle des Amazonas in Peru auf 4840müM entdeckt, nur 160 Km vom Pazifik entfernt.

 

Das Amazonas Flusssystem hat 10'000 Zuflüsse. An gewissen Stellen ist er 20 Km breit, im Vergleich ist der Bodensee an seiner breitesten Stelle nur 14 Km breit. In der Schule haben wir gelernt, dass der Nil der längste Fluss ist, heute sind sich Forscher jedoch nicht darin einig. Es kommt darauf an, welche Quelle man zählt. Mit einer Länge von 6400 – 7000 Km ist er einfach gigantisch. Jedenfalls ist er der wasserreichste Fluss der Erde, ein Fünftel des Süsswassers der Erde fliesst hindurch, das ist mehr Wasser als die nächsten sechs weltgrössten Flüsse zusammen, und 70x mehr als der Rhein. Alleine die Mündung in Brasilien, mit 325 Km Breite ist unvorstellbar. Hier fliessen 300 Mio Liter Wasser pro Sekunde ins Meer, noch über 100 Km von der Mündung entfernt weit draussen im Atlantik kann man im Süsswasser des Amazonas schwimmen. Während den Eiszeiten war der Meeresspiegel viel tiefer als heute, der Amazonas stürzte über einen gigantischen Wasserfall in den Atlantik und grub tiefe Canyons in das Gestein. So entstand ein tiefes Flussbett. Bei einer durchschnittlichen Tiefe von 30-40m kann er 3700 Km flussaufwärts mit Hochseeschiffen befahren werden. Dabei ist das Gefälle mit 38m auf den letzten 1000 Km eher Flach, man spürt Ebbe und Flut noch 700 Km flussaufwärts.

 

Der Amazonas Regenwald erstreckt sich über 9 südamerikanische Länder. Der grösste Anteil hat Brasilien. Weitere Länder am Amazonas sind Peru, Kolumbien, Venezuela, Ecuador, Bolivien, Guyana, Suriname und Französisch-Guyana. Mit 6.7 Mio Km2 ist er so gross, dass Australien fast darin Platz hätte.

 

Pro Hektare gibt es 300 Baumarten, welche bis zu 70m hoch werden können. Schätzungsweise gibt es 390 Mia Bäume im Amazonas. Doch die Zahl nimmt täglich ab, sie werden Opfer von Rodungen für Plantagen, Holzindustrie, Soja, Palmöl, Rinderherden und Goldsuche. Bisher wurden über 40'000 Pflanzenarten beschrieben. 400 Säugetiere, 1300 Vogelarten, 380 Reptilien, 4000 Amphibien, 30'000 Insekten und 1'200 Schmetterlingsarten leben im Amazonas Regenwald. 2000 Fischarten gibt es im Amazonas, das sind 50% aller bekannten Süsswasserspezies. In Europas Flüssen leben gerade mal 150 Arten. Nach Wissenschaftlern sind heute noch einige Millionen Tier- und Pflanzenarten auf der Erde unentdeckt. Ein Grossteil davon im Amazonas Becken und in den Tiefen der Weltmeere. Jeden Tag sterben Pflanzenarten aus, welche noch nicht einmal entdeckt wurden. Sie hätten uns vor bekannten und noch unbekannten Krankheiten schützen und heilen können, ohne dass wir dies jemals wissen werden. Fast 400 indigene Völker leben seit tausenden von Jahren im Regenwald und geben ihre Kenntnisse der Pflanzen um ihr Überleben an ihre Nachkommen weiter.

 

Die Pflanzen und Tiere leben in Gemeinschaften und Konflikten miteinander, jeder ist um sein Überleben bedacht. Sie haben dabei ihre eigenen Strategien um an das notwendige Licht der Sonne zu kommen, oder auf eine andere Weise Energie und Nahrung zu gewinnen. Es gibt Symbiosen, wo beide Pflanzen voneinander profitieren. Beim Kommensalismus profitiert nur die eine Art, wobei die andere weder profitiert noch geschädigt wird. Beim Parasit oder Schmarotzer hat nur eine Pflanze den Nutzen und dies auf Kosten der anderen, welche langfristig daran zugrunde geht.

 

Die grösste Stadt im Amazonas ist Manaus in Brasilien. Sie entstand durch den Kautschuk Boom. 1820 brachte man ein Paar Schuhe nach Bosten, das neue Material bestand aus Latex und bot Schutz gegen Wasser und Schlamm. Herr Goodyear stellte diese Schuhe her. Ein Henry Ford kam, Mr Firestone, Herr Dunlop und Goodyear stellten die ersten Pneus her. Doch die Hevea Kautschuk Pflanze wächst verstreut im Dschungel und kann hier nicht kultiviert werden. So ging eines Tages eine Ladung Samenkörner nach Asien, was das Ende des Rubber Booms im Amazonas war.

 

Trotzdem nimmt die Bevölkerung im Amazonas weiter zu. Es wird abgeholzt. Doch die dünne Humusschicht ist nicht geeignet für den Ackerbau. Jedoch wissen die indigenen Völker im Amazonas seit Jahrtausenden aus der nährstoffarmen Urwalderde, einen fruchtbaren und humusreichen Boden für den Anbau von Lebensmitteln zu schaffen. Doch ist diese Terra Preta bis heute ein Geheimnis. Seit einigen Jahren sind Wissenschaftler intensiv dabei die Terra Preta zu untersuchen. Es soll ein Gemisch aus Holzkohle, Tonscherben und zahlreichen organischen Materialien, wie Küchenabfällen, Knochen und Fäkalien sein. Fast alles, was an organischem Material anfiel, wurde wohl für die Herstellung verwendet, ganz ähnlich wie man es heute mit dem eigenen Gartenkompost macht. Terra Preta könnte helfen, die immer grösser werdende Einwohnerzahl im Amazonas Becken zu ernähren.

 

Amazonien, benannt nach den Kriegerinnen der griechischen Mythologie ist ein Mythos. Trotz aller Forschung und Vermessungen, bleibt der Amazonas hoffentlich noch lange eine geheimnisvolle Welt für sich.

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