El Niño Wetterphänomen

 

Vor einigen Hundert Jahren stellten peruanische Fischer fest, dass alle paar Jahre um die Weihnachtszeit der in der Regel hohe Fischreichtum an der Pazifikküste abnimmt oder sogar ganz ausbleibt. Sie nannten dieses Phänomen «El Niño» (Weihnachtskind). Doch statt Segen und Geschenke bringt El Niño an vielen Orten auf der Erde schwierige Zeiten. Das periodisch wiederkehrende Wetterphänomen war auch schon den peruanischen Urvölkern bekannt, es ist also nichts neues. Doch was ist El Niño überhaupt, wie entsteht es und was heisst das für unser Wetter?

 

Normalerweise bringt der Humboldtstrom nährstoffreiches kaltes Meereswasser an die pazifische Küste vor Peru. Der Luftdruck im Osten des Pazifiks bei Südamerika ist gewöhnlich hoch, über Südostasien und Australien dagegen niedrig. Die unterschiedlichen Luftdrücke werden vom Passatwind, der auf der Südhalbkugel westlich weht, ausgeglichen. So entsteht tropisch-warmes Oberflächenwasser vor den Küsten Australiens und Indonesiens und eben kaltes Wasser vor Südamerika. Der Humboldtstrom sorgt also für den Ausgleich von warmen und kalten Meereswasser.

 

El Niño schwächt die Passatwinde und den Humboldtstrom, was dann zu wärmerem und fischarmen Wasser an der Westküste Südamerikas führt. Dadurch nehmen Nährstoffe wie Plankton und andere Kleinstmeerestiere ab, und die Lebensgrundlage für die Tierwelt in den Meeren verschlechtert sich.

 

Doch El Niño bringt nebst Fischmangel auch Überschwemmungen und Erdrutsche. In anderen Regionen wiederum, zum Beispiel im Amazonas, sind nun Trockenheit und Dürre mit vermehrten Waldbränden das Problem. Denn auch hier schwächelt der Passatwind, der für den grossen Wasserkreislauf zuständig ist. Der Passatwind bringt normalerweise das von der Sonne verdunstete Atlantikwasser Richtung Westen ins Amazonasgebiet, wo es vor den Anden gestaut wird und abregnet. Der Amazonas mündet dann nach endlosen Kilometern wieder in den Atlantik, wo sich der grosse Wasserkreislauf schliesst.

 

Dreiviertel der Erde werden durch das Wetterphänomen El Niño beeinflusst, so u.a. in Afrika, wo es zu Trockenheiten oder Überschwemmungen, je nach Region, führt. Doch des einen Leid ist des anderen Freud. So gibt es auch positive Seiten dieses Wetterphänomens. Im Atlantik werden weniger Wirbelstürme registriert und die Fischbestände vor den Küsten Indonesiens nehmen während El Niño Jahren zu.

 

Es gibt übrigens auch «La Niña». Hier strömt kaltes Meereswasser vor die südamerikanische Küste und es kommt zu kalten Wintern und kühlen Sommern.

 

Ist der Mensch auch für die El Niño Auswirkungen verantwortlich?

Wie El Niño genau entsteht, ist immer noch nicht ganz geklärt. Es ist wohl ein Zusammenspiel zwischen Atmosphäre und Wassertemperatur im Pazifik, das im Durchschnitt alle vier Jahre auftritt. Der Klimawandel beeinflusst Meeresströmungen und Winde, und somit zu einem gewissen Anteil auch Wetterphänomene wie El Niño. Alles ist miteinander verbunden und voneinander abhängig. So wird von einigen Wissenschaftlern heute schon von zunehmenden negativen Auswirkungen von El Niño gemutmasst.

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